Auf ausdrücklichen Wunsch der Stadt. Senioren zahlen mehr für die Jahresnetzkarte. Nur Senioren.

Immer wieder warnen Häupl und seine Gesinnungsgenossen vor „sozialen Grausamkeiten“ im Falle einer türkis-blauen Regierung. Häupl hat Recht: Die sozialen Grausamkeiten beginnen schon jetzt. Aber sie kommen von ihm und von Seinesgleichen.

 

Soziale „Grausamkeiten“ ortete Häupl und viele seiner Gesinnungsgenossen, falls es zu einer türkis-blauen Regierung kommen sollte. Die Regierung steht noch nicht, und schon geht es los mit den sozialen Grausamkeiten. Vor allem gegen Pensionisten. Vor allem aber aus seinem unmittelbaren Machtbereich: die Wiener Linien erhöhen die Preise.

Eine Preiserhöhung nicht für alle, das wäre eventuell sozial unverträglich. Aber auf alle Fälle für Senioren. Das Jahresticket für Senioren wird um 11 Euro teurer. Na ja, hört man sagen, das ist ja eh mäßig. Aber das jährliche Abo für Nicht-Senioren bleibt im Preis unverändert bei 365 Euro im Jahr. „Das war ein ausdrücklicher Wunsch der Stadt Wien, als Bekenntnis zum öffentlichen Verkehr“, erklärt Wiener Linien Geschäftsführerin Alexandra Reinagl gegenüber der „Wiener Zeitung am 7. 11.[i]

Irrtum ausgeschlossen, keine falsche Interpretation möglich. „Die Stadt“ wünscht den Senioren eine teurere Jahresnetzkarte. Ausschließlich den Senioren! Begründung: die Seniorentarife seien seit 10 Jahren nicht erhöht worden, aber die Pensionen im gleichen Zeitraum um „durchschnittlich“ 10% gestiegen. Für die Nicht-Senioren, wird betont, sei der Betrag „immer noch niedriger als 2002.“

Um wieviel die Gehälter „durchschnittlich“ gestiegen sind, bleibt unerwähnt. In Facebook-Kommentaren stand zu lesen, dass die Tariferhöhung für Pensionisten „verkraftbar“ seien. Mag sein. Für im Erwerbsleben Stehende sind sie offenbar nicht verkraftbar. Auf ausdrücklichen Wunsch der Stadt Wien.

Jährliche Einmalzahlung macht es erträglicher. Aber: wie viele Pensionisten können es sich leisten, einmal im Jahr gleich 235 Euro an die Wiener Linien zu überweisen? Wer von jährlicher Einmalzahlung auf monatliche Zahlung umsteigt, zahlt noch einmal 11 Euro dazu. Erhöhung in diesem Fall beträgt 22 Euro. Ganz knapp weniger als 10%. Für Pensionisten zumutbar, auf besonderen Wunsch „der Stadt“.

Übrigens: die Pensionerhöhung für 2018 macht gerade einmal 1,6% aus. Die Verbraucherpreise steigen in Österreich im Jahr 2017 um 2,04% [ii]

So wird der Einkommensunterschied zwischen Lohnempfängern und Pensionisten wieder vergrößert, scheibchenweise, sozusagen.

„Mein Wien ist net deppert“, soll Häupl nach der Wahl am 15. Oktober gesagt haben. Für diese Klugheit zahlen die Pensionisten, auf ausdrücklichen Wunsch der Stadt.

[i] http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/wien/stadtleben/927607_Die-Oeffis-werden-teurer.html  11.11. 18 Uhr 20

[ii] http://de.inflation.eu/inflationsraten/osterreich/historische-inflation/vpi-inflation-osterreich-2017.aspx  11.11. 19 Uhr 15

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